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Hereinspaziert...der Vorgarten als Eingang zum Wohlfühlen!

Ganz gleich, ob Reihenhaus, freistehendes Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus, egal, ob innerstädtisch oder ländlich – der Vorgarten ist die Visitenkarte des Hauses und folglich auch deren Bewohnern. Über das Jahr gesehen ist der Vorgarten der Teil des Grundstückes, den man am häufigsten sieht, vermutlich täglich.

Per Definition stellt der Vorgarten die Verbindung von Haus und Straße dar, die Grenze zwischen dem privaten und öffentlichen Bereich. Doch der Vorgarten ist so viel mehr! Er ist Einladung, Zusammentreffen, Heimkommen, Ankommen, Wohlfühlen und Verbindung zur Natur. Er wird gesehen – von den Bewohnern, den Gästen, von Fußgängern und von Vorbeifahrenden. Das Zitat von Fürst Hermann von Pückler-Muskau: „Wer mich ganz kennen lernen will, muss meinen Garten kennen, denn mein Garten ist mein Herz.“ trifft den Geist eines Gartens und natürlich eines Vorgartens hervorragend!

Modetrend unserer Zeit geht hin zur einfachen Handhabung und dem Motto „Pflegeleicht soll der Vorgarten am besten sein.“ Doch was heißt eigentlich pflegeleicht? Auf den ersten Blick scheint Kies geeignet: Planum, Vlies, dann Kies. Gerade weißer Kies vermittelt anfangs Ordnung, Stil und Eleganz. Doch ist dies wirklich so? Der erste Eindruck vermag einen pflegeleichten und fertigen Vorgarten zu simulieren. Kombiniert mit immergrünen Formgehölzen ist jedoch keinerlei Lebendigkeit, kein Wandel, kein Wachstum zu erkennen. Bis hin zu zwei Jahren hält sich die Arbeit sicher auch in Grenzen. Bedenken sollte man jedoch, dass, bedingt durch äußere Einflüsse, der einst klinisch reine Anschein schnell vergehen wird: Schmutz, Staub, Laub und Fruchtkörper werden sich zwischen den einzelnen Steinen ablagern und sind ungleich schwerer zu entfernen bzw. kann sich je nach Himmelsrichtung lästiges Moos ansetzen. Zwischen den Steinen wird sich Unkraut bilden und aus dem einst reinweißen Kies werden grüngraue Steine, die jegliche Eleganz verloren haben – die Reinigung wird aufwändig und mühsam.

Eine üppige Staudenbepflanzung hingegen bietet so viel mehr Vorteile! Im Gegensatz zum monotonen Kies benötigt das Pflanzenparadies in den ersten beiden Jahren etwas mehr Aufmerksamkeit. Die Staudenflächen sollten eine regelmäßige Unkrautentfernung erfahren, damit die Stauden genügend Energie und Wasser erhalten, um zu gedeihen. Positiv kann hier entgegengewirkt werden, indem man Lavalit auf den Pflanzflächen verteilt. Vorteil von Lavagrus ist die Speicherung von Wasser und die langsame Abgabe von Mineralien. Unkrautwachstum wird ebenfalls gehemmt, wenn auch nicht gänzlich ausgeschlossen. Das Lavagestein ist zudem extrem witterungsbeständig, wird nicht verweht und behält über viele Jahre hinweg seine elegante Note. Ist die Zeit der Entwicklung und des Wachsens dann abgeschlossen und die Pflanzen fühlen sich wohl und haben sich etabliert, hat Unkraut kaum eine Chance den „Pflanzenteppich“ zu durchdringen. Und die Lebendigkeit des Vorgartens kann jeden Tag aufs Neue bestaunt werden.

Eine gute Basis bzw. eine gute Planung ist das A & O. Bereits hier wird der Grundstein für das Gefühl gelegt, welches sich bei Betreten des Vorgartens bemerkbar machen wird! Ist es ein Gefühl des Ankommens und des Eingeladenseins? Oder möchte man am liebsten nur mit Scheuklappen zur Hauseingangstür?

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Oftmals vermag der Begriff „Vorgarten“ antiquiert zu wirken. Doch die Moderne, das Puristische können sehr wohl eine Symbiose mit einem Blütenmeer eingehen. Ganz gleich welche Materialen zum Einsatz kommen, ob Glas, Blaustein oder Schiefer, in Verbindung mit einem harmonischen Pflanzenrahmen aus schwarzem Schlangenbart (Ophiopogon planiscapus 'Niger'), Katzenminze (Nepeta racemosa), Hohen Fetthennen (Sedum telephium), Oregano (Origanum vulgare), Teppich-Knöterich (Bistorta affinis) u.v.m. wird ein Gesamtwerk geschaffen, das einzigartig ist.

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Doch auch bestehende Vorgärten können mit der entsprechenden Pflanzplanung ein Blickmagnet werden. Die Wege sind bereits gelegt, die Pflanzflächen bereits da? Mit einem geschickten Arrangement werden Gäste und Nachbarn aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Eine Kombination aus Fingerstrauch (Potentilla tridentata 'Nuuk'), Salbei (Salvia nemorosa), Prachtkerze (Gaura lindheimeri), großblumigen Mädchenauge (Coreopsis grandiflora) und weiteren Stauden und Gräsern zieht nicht nur die Blicke auf sich, sondern wird zu einem Tummelplatz für Insekten. Bienen und Schmetterlinge werden von dem Blütentraum angezogen und somit ist Ihr persönliches Insektenhotel ganztägig geöffnet.

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Sowohl aus ökologischem als auch aus ästhetischem Blickwinkel spricht folglich viel für eine abwechslungsreiche Komposition aus der schier unendlichen Bandbreite der Pflanzen. Ganz besonders trägt das Pflanzenreichtum dazu bei, die Lebendigkeit der Umwelt und die eigene Wahrnehmung zu schulen, den Blick schweifen zu lassen und zur Ruhe zu kommen. Mit einem Pflanzenmeer direkt vor der Tür werden Frühling, Sommer, Herbst und Winter ganz anders wahrgenommen. Welche Pflanze blüht wann? Welche Tiere werden wann angezogen? Ja selbst welche Geräusche gibt so ein Vorgarten ab? Ist es absolute Stille bei Kiesschotter oder bezauberndes Summen und Flattern zwischen den Blüten oder leises Rascheln durch Windbrisen?

Doch was kann man über die 365 Tage eines Jahres eigentlich von einer reichen Bepflanzung erwarten? Beginnen wir doch im Frühling. Erste Blütengrüße erfolgen durch Christrosen (Hellborus) unter zartem Schnee und Frost. Die Zaubernuss (Hamamelis) als Gehölz bringt leuchtend gelbe Blüten in der noch kalten Episode des Jahres hervor und vermittelt bereits jetzt einen Eindruck auf das Kommende! Geophyten wie Schneeglöckchen (Galanthus), Krokusse (Crocus) oder Blausternchen (Scilla) setzen die ersten kleinen Farbakzente, kleine Farbtupfer inmitten der sich noch entwickelnden Gestaltung. Mit jeder neuen Blüte wächst die Vorfreude auf die wärmeren Tage.

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Zum Sommer hin entfaltet sich die Pflanzenkomposition. Dichtes Grün bewächst sich und die Blütenvielfalt nimmt mit jedem Tag zu. Farben und Formen lassen den Vorgarten leuchten. Jeden Tag gibt es etwas zu entdecken. Insektenbesucher finden sich ein. Bewässerungssysteme und die bereits erwähnte Abdeckung mit Lavalit halten den Pflegeaufwand in einem kleinen Rahmen, so dass viel mehr Zeit bleibt, die Familie und seinen Garten zu genießen.

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Sobald sich dann der Herbst bemerkbar macht, mit geringeren Temperaturen, kürzeren Tagen und Nebel, ist die Lebendigkeit des Vorgartens keineswegs aufgehalten. Im Gegenteil! Spätblühende Prachtkerzen (Gaura lindheimeri) beispielsweise bringen bis zum ersten Frost kontinuierlich neue Blüten zum Vorschein. Teilweise abstrakte Fruchtkörper bilden sich aus, die wiederum im Winter frostig schön anzuschauen sind. Morgentau verfängt sich auf und in den Blüten, auf den Blättern und in Spinnennetzen. Zauberhafte, mystische kleine Welten entstehen, die absolut nichts an Faszination verlieren. Gerade die Bewusstmachung von Entstehen und Vergehen erdet uns doch. Es ist die Hoffnung auf das Neue, vielleicht Unbekannte. Eine Lektion, die uns die Natur immer wieder von neuem lehrt.

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Auch im Winter profitiert der Vorgarten und Garten von verschiedenen Pflanzkomponenten. Raureif bildet sich, zarte Farben schimmern darunter. Mit dem Winter endet zwar die Jahresreise, nur aber, um einige Monate später wieder von vorn zu beginnen.

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Nicht nur Stauden und Geophyten bereichern einen Vorgarten. Auch die immens große Auswahl an Gräsern verblüfft. Gerade im Herbst und Winter sind es die Gräser, an denen Tautropfen das Sonnenlicht einfangen und brechen. Durch sie glitzert und scheint es in einer wahren Zauberfülle. Die verschiedenen Wuchsformen und die unterschiedlichsten Fruchtstände begeistern. Gräser sollten punktuell gesetzt werden. Sie lockern auf, trennen, können aber auch optisch verbinden.

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Auch die s.g. „Dritte Ebene“ kann in einem Vorgarten integriert werden. Bäume können in die Gartenkomposition gefügt werden und so eine ganz besondere Intention verdeutlichen. Durch sie ergibt sich das Gefühl einer Überdachung. In Leipziger Siedlungen war es zeitweise sogar eine Pflicht einen bestimmten Baum im Vorgarten zu pflanzen. Nehmen Sie doch eine solch alte Tradition auf und pflanzen Sie Ihren eigenen Hausbaum! Sei es ein Lebkuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum), dessen Geruch an Lebkuchen erinnert, ein Lederhülsenbaum (Gleditsia triacanthos), dessen Früchte einfach nur schön anzuschauen sind oder ein Blasenbaum bzw. Blasenesche (Koelreuteria paniculata). Auch an ihm wird der Vier-Jahreszeiten-Aspekt, mit einem farblichen Austrieb, einer gelben, zarten Blüte, einer traumhaften Herbstfärbung und einem witzigen Fruchtstand, deutlich.

Ein lebendiger Vorgarten bedeutet vielleicht ab und an Arbeit, er bereichert aber in jedem Fall! Er macht die Jahreszeiten bewusst und greifbar, er gibt die Möglichkeit bewusst durchzuatmen und den Alltag bewusst vor dem Grundstück zu lassen. Natürlich muss im Herbst Laub entfernt werden. Natürlich bedeutet dies Arbeit. Natürlich kann man eine Bepflanzung nicht gänzlich sich selbst überlassen. Aber gerade das bewusste Auseinandersetzen mit der Natur, ihrer Veränderung und Wirkungsweise ist eine Bereicherung und Belohnung für einen selbst.